Ein kleines Wort mit großer Wirkung. Es kann der Anfang sein oder das Ende. Ein Befehl oder eine Befreiung.
Los – das ist das Lösen und das Aufbrechen, das Gehen, das Entgleiten, das Sich-von-etwas-Trennen. Es ist das Warten auf den Startschuss, das Kribbeln vor dem Sprung, der Moment, in dem alles möglich scheint.
Los ist auch das gerollte Stück Papier mit einer Zahl drauf. Das du in der Hand hältst, während du wartest, dass das Glück deinen Namen zieht. Das alles verändern könnte – oder auch nicht.
Diese Ausstellung zeigt, was geschieht, wenn sich etwas löst. Und sie fragt: Ist das, was wir loslassen, ein Verlust – oder vielleicht genau der Gewinn, auf den wir nicht zu hoffen wagten?
Fotografien, die erzählen, wie schwer es sein kann, loszulassen – und wie leicht sich plötzlich alles anfühlen kann. Und manchmal ist das größte Los gar nicht das, das gewinnt, sondern das, das frei macht.
Triggerwarnung!
Diese Ausstellung enthält Arbeiten, die Gewalt, sexualisierte Gewalt oder psychische Probleme thematisieren und in Wort und Bild darstellen.
In keinem Fall kam jemand für die Fotografien zu Schaden, entsprechende Szenen wurden – wenn überhaupt – nachgestellt.
Dennoch empfehlen wir Menschen mit entsprechender Disposition, die betreffenden Arbeiten ausgeblendet zu lassen.
»Was ist denn hier los?«, kann man sich manchmal fragen, wenn man durch die Straßen geht.
Eine Couch mit Stehlampe, die seit zwei Wochen auf der Straße neben dem Supermarkt steht. Ein zwei Meter hohes Kissen aus Bronze, liebevoll versehen mit dem gemütlichen Handkantenschlag und eingravierten Alltagszenen. Eines der drei berühmten Äffchen, jenes, das nicht oder nichts hören will, an der Eingangstür. Ein gar nicht mehr neuer Aufkleber, der auf metallenem Untergrund unermüdlich Flüchtlinge willkommen heißt. Jedes für sich ist Material für einige Geschichten.
Lockdown ohne Schlüssel –
ist das möglich?
Ja, es ist möglich –
hunderte Menschen mussten es ertragen.
Leiden ohne Schuld –
kann es das geben?
Ja, dies hat es gegeben –
die Geschichte dieses Gefängnisses zeigt es.
Lärm ohne Spiel –
ist das möglich?
Ja, es ist möglich –
als Mittel der Folter und Verachtung.
Lager ohne Sauerstoff –
kann es das geben?
Ja, dies hat es gegeben –
tagelang allein in einer beengten Kerkerzelle.
Latrinen ohne Schutz –
ist das möglich?
Ja, es ist möglich –
als menschenverachtende Maßnahme.
Leben ohne Sonne –
kann es das geben?
Ja, dies hat es gegeben –
jahrelang unter dem KGB-Regime.
Lebenslänglich ohne Strafprozess –
ist das möglich?
Ja, es ist möglich –
die Verurteilungen ertrugen es mit Würde und Geduld.
Alle inhaftierten Menschen mussten Los-lassen:
Ihre Familien und Freunde, ihre Freiheit und Freuden,
ihre Selbstständigkeit und Sicherheit.
Doch eins haben sie sich nicht nehmen lassen:
Ihre Hoffnung und Zuversicht auf ein mögliches Leben danach.
Und somit haben sie ihr LOS mit Würde akzeptiert.
Mögen die lebenden und nachfolgenden Generationen aus diesen Fehlern und Schicksalen lernen …
Was ist los am Neujahrstag, nicht weit bei mir um die Ecken? Mal sehen! Ich zog los. Mein anfängliches Bedürfnis nach Ruhe und Gemütlichkeit wich schnell einer wachsenden Unruhe und Neugier. Was mich so erregte?
Die Achtlosigkeit von Nachbarn, die ihren Höhepunkt im hirnlosen Zerstören von zwei Papiercontainern fand.
Dann setzte ein erbarmungsloser Schneeschauer mit starken Sturmböen ein, der den Blick in ein ziemlich groß gewachsenes Gestrüpp gleiten ließ und dabei einen eingewachsenen Ford-Autoschlüssel streifte – dies erschien mir irgendwie sinnlos betreffs seiner Funktion, aber auch nicht hoffnungslos auf das Finden durch den einstigen Besitzer. Um die Ecke ein sorglos abgestelltes Fahrrad.
Nicht weniger von Ruhe geprägt waren die Tennisplätze im Stadtforst nebenan – aktionslose Gerätschaften und ein bewegungsloser Tennisball – verschossen und vergessen.
Die Fotos sind zufällig auf einem Weihnachtsmarkt entstanden, indem ich die Kamera hochgeworfen und wieder aufgefangen habe.
Das Hochwerfen der Kamera steht für den Beginn eines neuen Abenteuers, einer aufregenden Reise oder für den Anfang eines neuen (Lebens-) Plans, den man zwar gut vorbereitet hat, aber es treten immer wieder zufällig Schwierigkeiten auf, die man nicht einkalkulieren konnte.
Wenn man die Kamera in die Luft wirft, könnte das auch der Moment des Aufbruchs oder des Loslassens darstellen. Ein Zeichen dafür, dass man bereit ist, neue Perspektiven zu entdecken und sich auf das Unbekannte einzulassen.
Loslassen
frei – leicht – schweben
ich habe Flügel
schwerelos – gelöst – frei
Loslassen
Ein Blick nach draußen zeigt uns gerade eine Natur, die nur grau, traurig und trist aussieht.
Einfach trost – los.
Worte, die auf -los enden, beschreiben also einen Zustand, bei dem etwas fehlt.
Das hat mich inspiriert, mal genauer hinzuschauen. Was genau ist gerade nicht da, um den Eindruck von trost – los zu schaffen? Was fehlt mir, um für mich Energie aus der Natur zu ziehen?
Je länger ich geschaut habe, desto länger wurde die Liste.
Los! Das heißt Aufbruch, kann aber auch Schicksal sein, das Los dessen, der unfreiwillig aufbrechen muss wie ein Vertriebener. Los wird dann zum Suffix, das ein Fehlen ausdrückt: heimatlos, glücklos, chancenlos, rechtlos, herzlos, gnadenlos, skrupellos. Irgendwann charakterisiert es den, der den Aufbruch auslöst. Er hat das große Los gezogen, er ist der, der im Spiel um die Schlossallee immer wieder über LOS geht. Der Investor kontrolliert das Spiel, diktiert die Regeln und erhält die Belohnung. Die Gleichgültigkeit des Systems, das die Menschen zum Weiterziehen zwingt, hinterlässt eine große Leere. Die Betroffenen müssen lernen loszulassen: das Zuhause, die Vertrautheit, die Zugehörigkeit. Was bleibt dann? Ein kopfloser Hut, namenlose Klingeln, leblose Räume.
Über 200 Jahre prägten Fichtenwälder das Landschaftsbild Deutschlands.
Der Thüringer Wald war da keine Ausnahme. Hier gab es einen Laubwald, der im Laufe der Zeit fast vollständig vernichtet wurde. Irgendwann entdeckte man die Fichte als schnell wachsenden Baum. Das war der Beginn der Monokultur. Auf großen Flächen wurde genau die gleiche Baumart angepflanzt. Das brachte den Waldbesitzern ein regelmäßiges Einkommen. Erosionsprobleme wurden vermieden und die Natur schien dies zu akzeptieren.
Die Fichte hat einen natürlichen Feind, den Borkenkäfer. Es gab ihn schon immer. Die Fichtenwälder haben ihn jahrzehntelang überlebt. Die Klimakrise und ihre Folgen haben dafür gesorgt, dass die Fichten nicht mehr gesund bleiben. Dadurch kann der Borkenkäfer schwache Bäume befallen und sich durch die sehr hohe Dichte von Bäumen einer Art (Monokulturen) schnell ausbreiten.
Die Serie zeigt Kahlflächen in Thüringen, die früher einmal Wald waren. Wir müssen über unsere Lebensweise nachdenken. Denn die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht die Natur. Ein Anfang wäre der Verzicht auf Monokulturen.
Machst du mit?
Ein konzeptionelles Fotoprojekt ist weit weniger elitär, als der Name befürchten lässt.
Ein fotografisches Gerät und eine Portion Neugier und Denkvermögen reichen völlig aus.
Den Rest liefern wir.
Tatsächlich ist solch ein Fotoprojekt, bei dem man zuerst ein Konzept und danach eine Bilderserie entwickelt, eine ausgesprochen freudvolle und bereichernde Angelegenheit. Wir führen Dich Schritt für Schritt durch den Prozess, nachdem wir Dich zuvor mit einem Thema überrascht haben.
In unseren Online-Treffen kannst Du Dich mit den anderen Teilnehmern austauschen und gemeinsam feilt Ihr an den einzelnen Ideen.
Und weil es dazu noch viel mehr zu sagen gibt, klick einfach auf den Button:
Drittelregel Terhaag, Schütze, Vigoo GbR
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