Benedikt Hofmann

Schusswaffengebrauch

1961 wurde der Schießbefehl des DDR-Regimes an der innerdeutschen Grenze zynische Wirklichkeit. Diese mehrteilige Arbeit thematisiert anhand der Berliner Mauer – einer der konsequentesten Manifestationen ideologischer Gewalt –, die in der Tödlichkeit ihrer Grenzlinie ihren ultimativen Ausdruck findet. Die über 140 Menschenleben, die beim Versuch, diese artifizielle Trennlinie zu überwinden, verloren gingen, zeugen von der perfiden Grausamkeit.

Die fotografischen Tableaus dieser Fotoreihe »Schusswaffengebrauch« dokumentieren präzise mehr als 30 Orte gescheiterter Fluchtversuche entlang des ehemaligen Mauerverlaufs und definieren sie durch die Darstellung des Himmels und der Bodenoberfläche. Diese Bilder erscheinen auf den ersten Blick zufällig und unprätentiös. Erst im Kontext des historischen Wissens um die Geschehnisse an diesen Orten entfaltet sich ihre erschreckende Dimension.

Die einstige Grenze – mittlerweile ab-, über- und zurückgebaut – wird durch diese visuelle Auseinandersetzung erneut materialisiert und ruft Bilder in uns hervor, die tief im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Jeder dieser Orte markiert ein Schicksal: das Sterben von Menschen auf dem Weg ihrer Selbstbestimmtheit. Die akribische Bürokratie des SED-Regimes hat uns nahezu alle Tatortskizzen und Fotografien der tragischen Ereignisse hinterlassen – Dokumente, die in ihrer nüchternen Versachlichung die Tötung von Menschen festhalten. Diese Artefakte aus den Archiven der DDR werden in Beziehung zu den Fotografien der Verortungen gesetzt und machen den Schrecken erst erfahrbar. Das grenzenlose Blau des Himmels kontrastiert mit der auswegslosen Realität dieser Situationen und verstärkt die bizarren Assoziationen, die mit dem letzten Blick eines Mauerflüchtlings verbunden sein könnten – ein Symbol für Hoffnung und Unendlichkeit, das jedoch in der grausamen Wirklichkeit der Erdoberfläche, an die wir gebunden sind, einen schmerzhaften Gegensatz findet.

Die Transformation des Bodens – vom einst von Leben beraubten, geharkten Grenzstreifen hin zur banalen städtischen Oberfläche der Gegenwart – lässt die vergangenen Ereignisse nur noch erahnen. Um die tiefere Bedeutung dieser Orte zu erfassen, bedarf es einer pseudoarchäologischen Auseinandersetzung mit der Geschichte. Ohne das Wissen um die Vorgänge und Ereignisse bleibt der Ort zunächst unserer Wahrnehmung verschlossen.

1 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
2 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
3 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
4 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
5 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
6 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
7 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
8 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
9 BH Benedikt Hofmann Ergebnis
10 BH Benedikt Hofmann (nr 10 Vergessen) Ergebnis
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