Kultur umfasst im Grunde alles, was wir Menschen denken und tun können, im positiven wie im negativen Sinne.

Für Max Weber ist Kultur ein vom Menschen selbst gesponnenes Gewebe von Zeichen, das Sinn und Bedeutung vermittelt in einem unendlichen, sinnlosen Weltgeschehen. Der Mensch bedarf der Kultur, um seine Stellung im Kosmos zu verorten. Die Kultur ist der Scheinwerfer, der einen Punkt in der Unendlichkeit fokussiert und ihm in seiner Vergänglichkeit einen Platz darin sichert.

Dabei unterliegt die Kultur einer stetigen Veränderung. Erst durch die Pandemie wurde die kulturelle Evolution jäh unterbrochen. Unsere Gewohnheiten und Ausdrucksformen waren auf einmal eingeschränkt, allen voran die künstlerische Kultur im klassischen Sinne. Erst durch die Abwesenheit dieser Kultur ist uns deren Bedeutung schmerzlich bewusst geworden. Kultur ist mehr als ein Grundbedürfnis, sie ist essenziell.

Im Lockdown haben wir von Kultur geträumt und es sehnsüchtig vermisst, in sie einzutauchen und in ihr zu baden. Nie war ihr Wert so deutlich wie in einer Zeit, in der die Kulturtempel geschlossen waren. Lesen hat uns manchmal geholfen, aus dem Käfig der Pandemie auszubrechen, an Sehnsuchtsorte zu gelangen und unserer Fantasie freien Lauf zu lassen.

Plötzlich stand der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt, sondern neben sich. Das »Ich« wurde radikal vom Sockel geholt, musste sich fügen und beginnt langsam, die Welt mit anderen Augen zu sehen, aus einer neuen Perspektive.

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