Der Kohleabbau im Ruhrgebiet ist Geschichte, die letzte Zeche geschlossen. Dennoch bestimmt der Bergbau immer noch ein Stück weit das Selbstverständnis der Menschen im Ruhrgebiet: Alles drehte sich um die Kohle.
Das Erbe des Bergbaus wird auf der Zeche Zollern bei Dortmund gepflegt. Die ansprechende Ästhetik des Historismus und des Jugendstils sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeitsbedingungen hart und gefährlich waren. Es sind die Details, die das anschaulich machen. In der »Markenstube« am Eingang wurden die Beschäftigten zu Anfang ihrer Schicht registriert und damit quasi zur Nummer. Bleibende Gesundheitsschäden und schwere Unfälle betrafen regulär Beschäftigte, vielfach aus Osteuropa angeworben, und Zwangsarbeiter während des Krieges gleichermaßen.
Das Museum versucht u. a. mit Führungen auch für Kinder, die Arbeitswelt von früher anschaulich zu machen. Dies verhindert aber nicht, dass die Erinnerung verblasst und, wie im Museumsshop zu sehen, folkloristische Züge annimmt.
Vibration in der Magengegend.
Das vermag nur ein Bass.
Er gibt dem Song Halt.
Auch dem Menschen, der ihn spielt.
Fünf Meter entsprechen einer großzügigen Grundstückszufahrt oder der Länge eines Wohnmobils. Früher einmal war das die Breite eines Hauses. Es reichte für ein Zimmer mit Hausflur oder einen kleinen Laden mit Schaufenster und Eingang. Von den schmalen Häusern meines Geburtsortes weiß ich, dass sie vor 120 Jahren viel zu eng für die kinderreichen Familien der Arbeiterschaft waren. Schon damals zog, wer es sich leisten konnte, an den Stadtrand.
In den letzten Jahrzehnten wurde manches Altstadt-Haus hübsch saniert. Die anderen übersieht man leicht: Die Häuser für Menschen, die sich mehr nicht leisten können. Deren Besitzer kein Geld investieren können, aus vielerlei Gründen. So entstehen Bauruinen mitten in der Stadt, wo der Platz sicher besser genutzt werden könnte. Auch wenn die Frontseite nur fünf Meter breit ist.
Zwei Dinge treffen aufeinander – von Menschen gemachte und natürlich entstandene.
Gerade im Verfall zeigen sich Parallelen zwischen Gegenständen organischen und künstlichen Ursprungs. Grundstrukturen werden deutlicher.
Allerdings: Nur die Natur erneuert sich von selbst.
Kälte ist nicht nur eine Frage der Temperatur.
Kälte ist auch, Gegenstände aus ihrem geschützten Raum und einer sinnvollen Ordnung zu entnehmen, sie von ihrer Funktion zu trennen, sie zu beschädigen, zu beschmutzen und zerstören.
All das tun Menschen. Aber auch die Natur – wie bei der Hochwasserkatastrophe, die unseren Ort und unsere Straße betroffen hat. Die Flut lässt nicht mit sich verhandeln – genauso wenig wie der Tod.
Köln, New York oder Salzburg: Ein Brauch verbreitet sich über den gesamten Erdball, und das in kurzer Zeit. Das Aufhängen der Schlösser zum Besiegeln einer Liebesbeziehung soll ab 2008 von Italien ausgegangen sein. Man entdeckt unterwegs die bunten Schlösser als Zeichen für Zuneigung, Harmonie und den Glauben an eine gemeinsame Zukunft in einer problembeladenen Welt.
Dabei ist der Gegensatz augenfällig: heiße Gefühle und kaltes Metall. Das Schloss sichtbar aufzuhängen und den Schlüssel wegzuwerfen, soll diese Liebe unverbrüchlich machen. Die Beziehung wird beschworen, obwohl es sicher nicht in allen Fällen eine »ewige« sein wird. Natürlich ist dieser Versuch, die Ausnahmesituation der heftigen Verliebtheit in die materielle Welt zu übertragen, zum Scheitern verurteilt. Der Brauch ist wohl ein Beispiel für magisches Denken, wie es für die Kindheit typisch ist – und damit sehr menschlich.
Die Farbe der Liebe ist bei den Schlössern durch das Material bedingt nicht die erste Wahl. Vermutlich gibt es sie in Rot nur gegen Aufpreis. Die selteneren roten Exemplare wirken dadurch umso stärker. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man Varianten in der Form oder eine Beschriftung, die von Namen und Datum abweicht.
Nicht überall sind sie willkommen, es gibt Probleme mit dem Gewicht, dem Denkmalschutz oder der Korrosion. In Venedig etwa setzt es eine saftige Geldstrafe, wenn man so ein Schloss aufhängt.
In Bamberg, wo sie an den Stahlseilen der modernen Kettenbrücke hängen, stören die Schlösser wohl nicht. Die Morgensonne im November bringt das Metall in Rot und Gold zum Leuchten.
Mehr als die perfekt sanierten und polierten Oldtimer auf einer großen Schau hat mich dieses Wrack interessiert. Es ist ein Opel Olympia, dessen Geschichte ich leider nicht kenne, vermutlich in den 1950er-Jahren gebaut. Vielleicht war es ein Scheunenfund. Ob sich jemand von der Entdeckung hohen finanziellen Gewinn versprochen hat? Die Wiederaufarbeitungsfirma, die den Wagen ausstellte, wird sich ihre Dienste gut bezahlen lassen.
Aber sollte man diese alte Schrottkiste wirklich wieder aufmöbeln, statt sie den Weg alles Irdischen gehen zu lassen? Neue Teile und neuer Lack können nicht darüber hinwegtäuschen: Das Zeitalter der Verbrennungsmotoren ist vorbei. Aber wir hängen an seinem Versprechen der individuellen, bequemen und bezahlbaren Mobilität. Es hat sich längst als Bedrohung für das Leben auf diesem Planeten erwiesen. Dennoch lieben wir solche Erinnerungen an eine Zeit, als wir glaubten, uns über CO₂-Ausstoß und Ressourcenverbrauch keine Gedanken machen zu müssen. Dazu kommt natürlich, dass wir deutlich jünger waren …
Drittelregel Terhaag, Schütze, Vigoo GbR
Brend’amourstr. 5
40545 Düsseldorf
✆ 0211 55789134
✉︎ info@drittelregel.de
Nichts verpassen:
Die neuesten Ausstellungen:
Schnellzugriff: