Das Zuiderzeewerk am Beispiel der Städte Lelystad und Harderwijk
Mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner der Niederlande wohnen unter dem Meeresspiegel. Wie gefährlich diese Lage ist, haben die wiederkehrenden Sturmfluten und Deichbrüche gezeigt, die Tausende von Menschen das Leben kosteten. Das Welterbe Wasserwirtschaft in den Niederlanden umfasst eine Reihe von Wasserbauprojekten, die über Jahrhunderte hinweg entwickelt wurden, um das Land vor Überschwemmungen zu schützen und neues Land zu gewinnen.
Dazu gehört das Zuiderzeewerk, ein gigantisches Wasserbauprojekt, mit dem im 20. Jhd. die ehemalige Zuiderzee in das IJsselmeer umgewandelt wurde. Die flache Zuiderzee wurde durch Eindeichung von der Nordsee getrennt und durch den Bau von Poldern im neu entstandenen Ijsselmeer die Provinz Flevoland geschaffen. Neue Städte entstanden, ehemalige Hafenstädte verloren ihren marinen Zugang. Dies hatte einen massiven Strukturwandel zur Folge. So ging die traditionelle Fischerei in der Region stark zurück und viele Fischer verloren ihre Arbeit.
Lelystad ist die Hauptstadt der Provinz Flevoland. Die 1967 gegründete Stadt mit gut 81.000 Einwohnerinnen wurde am Rande des Ijsselmeers auf einem Polder gebaut und liegt knapp fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Dem geschichts- und gesichtslosen Lelystad fehlte lange der Anschluss nach Westen. Seit Mitte der 90er Jahre wurden alte Stadtteile umstrukturiert und das Zentrum renoviert, um der Stadt eine eigene Identität und Selbstvertrauen zu verleihen.
Die Hansestadt Harderwijk war eine überregional bedeutende Fischerei- und Hafenstadt an der ehemaligen Zuiderzee. Heute liegt die 49.000-Einwohner-Stadt sicher vor Überflutungen am flachen Veluwemeer, ist fast fischereifrei und ist mit seinem mittelalterlichen Stadtzentrum und Wassersportmöglichkeiten ein Tourismusmagnet.