In der Flüchtlingspolitik ist viel die Rede vom Verlust der Heimat, heimisch werden, Heimatgefühl, Heimweh, und ich stellte mir die Frage: Was ist Heimat? Gibt es die Heimat überhaupt oder muss man unterscheiden zwischen örtlicher Heimat, politischer Heimat, sozialer Heimat, ökonomischer Heimat, künstlerischer Heimat, kultureller Heimat?
Woher kommt das Wort Heimat überhaupt? Es stammt über germanisch haima, haimi von indogermanisch kei, »liegen«, sowie von germanisch opola, »Erbbesitz«, »Herkunftsort« ab und bedeutet ein Wohnrecht mit Schlafstelle im Haus – so sagt Wikipedia.
Also doch nur ein Ort, an dem ich schlafen darf? Jeder wird mir sagen, dass dort, wo ich schlafe, nicht unbedingt meine Heimat ist. Wer fühlt sich schon in einem Hotelbett heimisch?
Also muss Heimat mehr sein. Vor vielen Jahren war es üblich, dass die sogenannte Arbeiterschicht die SPD wählte, es war ihre politische Heimat; ist die Börse die Heimat des Kapitals, Syrien die Heimat des syrischen Geflüchteten? Und wenn dessen Kind hier geboren wird, welches ist seine Heimat? Ist die Heimat des Schlagersängers der Schlager oder die Musik, wessen Heimat ist die Religion?
Es ist wie in der Liebe: Es gibt keine allgemeingültige Definition. Jeder und jede legt für sich selbst Heimat fest. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass damit aber auch immer ein Gefühl verknüpft ist.
Heimat ist für mich immer dann gegeben, wenn ich einen Ort zum Wohnen gefunden habe, an dem ich mich nicht mehr fremd fühle, der mir vertraut geworden ist. An dem ich mich durch die Menschen angenommen und wertgeschätzt fühle und der mir eine angenehme, friedliche Lebensqualität schenkt, ganz im Sinne von »ubi bene, ibi patria mea« – wo es mir gut geht, da ist meine Heimat.