Köln, New York oder Salzburg: Ein Brauch verbreitet sich über den gesamten Erdball, und das in kurzer Zeit. Das Aufhängen der Schlösser zum Besiegeln einer Liebesbeziehung soll ab 2008 von Italien ausgegangen sein. Man entdeckt unterwegs die bunten Schlösser als Zeichen für Zuneigung, Harmonie und den Glauben an eine gemeinsame Zukunft in einer problembeladenen Welt.
Dabei ist der Gegensatz augenfällig: heiße Gefühle und kaltes Metall. Das Schloss sichtbar aufzuhängen und den Schlüssel wegzuwerfen, soll diese Liebe unverbrüchlich machen. Die Beziehung wird beschworen, obwohl es sicher nicht in allen Fällen eine »ewige« sein wird. Natürlich ist dieser Versuch, die Ausnahmesituation der heftigen Verliebtheit in die materielle Welt zu übertragen, zum Scheitern verurteilt. Der Brauch ist wohl ein Beispiel für magisches Denken, wie es für die Kindheit typisch ist – und damit sehr menschlich.
Die Farbe der Liebe ist bei den Schlössern durch das Material bedingt nicht die erste Wahl. Vermutlich gibt es sie in Rot nur gegen Aufpreis. Die selteneren roten Exemplare wirken dadurch umso stärker. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man Varianten in der Form oder eine Beschriftung, die von Namen und Datum abweicht.
Nicht überall sind sie willkommen, es gibt Probleme mit dem Gewicht, dem Denkmalschutz oder der Korrosion. In Venedig etwa setzt es eine saftige Geldstrafe, wenn man so ein Schloss aufhängt.
In Bamberg, wo sie an den Stahlseilen der modernen Kettenbrücke hängen, stören die Schlösser wohl nicht. Die Morgensonne im November bringt das Metall in Rot und Gold zum Leuchten.