Wie langweilig muss einem sein,
um eine Ausstellung über Langeweile zu betrachten?
Wie aufregend muss es sein,
eine Ausstellung über Langeweile zu betrachten?
Wie sehr stört es die Langeweile,
sich mit Langeweile zu beschäftigen?
»Langeweile – eine aversive Erfahrung, einer befriedigenden Tätigkeit nachgehen zu wollen, es aber nicht können.« aus: »Langeweile ist politisch« von Silke Ohlmeier
Einige Stationen meiner Suche danach, was ich wirklich tun wollte.
Und plötzlich hab ich genau das getan, was mir Freude gemacht hat. Endlich.
Langeweile ist die Abwesenheit aller motivierenden Anreize.
Also mache ich langweilige Fotos, ohne Reize, sprich: minimalistisch.
Als Größenvergleichsmaßstabsmodel hat sich Dörthe, die Schnecke, bereit erklärt, sie hatte auch Langeweile. Wir beide haben dazu im Haus die langweiligsten Ecken gesucht, und die haben wir mit meiner alten analogen Plattenkamera ohne Anreize in Szene gesetzt.
In der Langeweile kann man das Rauschen der Gedanken am besten hören.
Durch die Kultivierung von Achtsamkeit könnte man lernen, jeden Moment, auch scheinbar langweilige, bewusst und ohne Urteile zu erleben, sagt Jon Kabat-Zinn.
Friedhöfe sind Orte der Stille. Sie verbinden Melancholie, Würde und Schönheit mit dem großen Thema Vergänglichkeit. Sie sind Orte, an denen in achtsamer Langeweile tiefe Emotionen entstehen können.
Früher war irgendwie mehr Langeweile! (Frei nach Loriot)
Das denkt man sich umso öfter, je älter man wird.
Wenn man sich aber die Definition von Langeweile von Dr. John Eastwood, die derzeit am häufigsten in der Wissenschaft verwendet wird, ansieht, »das unangenehme Gefühl, einer befriedigenden Tätigkeit nachgehen zu wollen, es aber nicht zu können«, sieht es schon anders aus.
»Das langweilt mich jetzt!«, ist dann der Ausruf der Gestressten.
Und das gar nicht selten.
So ändern sich die Zeiten.
Schultische werden regelmäßig zu Opfern und Projektionsflächen für die Langeweile der Schülerinnen und Schüler. Die Frage ist dann nur, wer hat die Langeweile und damit die Bearbeitung der Tische zu verantworten? In Schulen werden immer die direkten Verursacher verantwortlich gemacht – die Schüler, aber ich habe mich gefragt, ob nicht auch mal die Lehrerinnen und Lehrer als Hauptverantwortliche für die »Zerstörungen« aus Langeweile haftbar gemacht werden sollten.
Eine lange Weile passierte nichts im Haselstrauch.
Plötzlich ging es recht schnell, ja es wurde sozusagen kurzweilig: Die Knospen trauten sich heraus, erst nur vereinzelt, dann brachen sie sich Damm. Mit ihnen, vielleicht auch kleine Weile später, kamen die Blüten, die weiblichen wohlgemerkt. Sehr klein sind sie und wirken auf den ersten Blick mitunter unscheinbar.
Jedenfalls lohnt es sich eine Weile, kürzer oder auch länger, genauer hinzuschauen …
Langeweile – sie kann so vielfältig empfunden werden.
Wenn die Zeit nicht vergeht:
Du wartest
Wenn Hände nichts zu tun haben:
Du hoffst
Wenn die Spirale unendlich ist:
Du verzweifelst
Wenn die Langeweile betäubt wird:
Du fällst
Wenn das schwarze Loch immer größer wird:
Du stehst auf!
Wenn Bilder aus der Langweile helfen:
Du hast einen Zeitvertreib!
Langeweile ist ein Zustand der Unzufriedenheit oder Gleichgültigkeit, der entsteht, wenn eine Person das Gefühl hat, dass ihre Umgebung oder Aktivitäten nicht interessant oder stimulierend genug sind. Es ist das Fehlen von Unterhaltung oder Herausforderung, was zu einem Mangel an Interesse führen kann.
Ich langweilte mich, sah den Haufen von Bausteinen. Ich dachte mir, kreativ zu sein, zu versuchen, etwas Neues oder Herausforderndes mit den Bausteinen zu erschaffen. Das könnte meine Langeweile vertreiben und meine Fantasie anregen.
Ja, Bausteine sind eine großartige Möglichkeit, Langeweile zu vertreiben. Man nutzt seine Kreativität, um neue Strukturen zu schaffen. Es fördert nicht nur die Fantasie, sondern kann auch eine unterhaltsame und befriedigende Aktivität sein.
Wer hat den Satz nicht gehört?
Und hat er einen nicht noch mehr herausgefordert?
Amüsierte Langeweile mit Nudeln und Ketchup.
Sitze am Bahnsteig und verweile,
ganz ohne Hast und Eile.
Versuche in einem Buch zu lesen,
es ist fantastisch, denn es geht um Fabelwesen.
Doch möchte ich auch nichts verpassen
und beobachte die Menschenmassen.
Einige lachen, andere schimpfen und Kinder quengeln,
wieder andere rennen und die nächsten drängeln.
Während ich so sitze und beobachte,
und mir Gedanken über die Menschen machte,
da fällt mir auf, wie viele vor lauter Langeweile,
mit ihrem Handy hantierten voll gestresst und in Eile,
sie spüren nicht, sie denken nicht,
sie achten nicht und andere sehen sie nicht.
Nimm dir die Zeit und verweile,
beobachte die Menschen ganz ohne Vorurteile.
Nur einen Moment für dich, ganz achtsam,
spüre die Energie, sie kommt zurück, ganz langsam.
Wartezeiten oder Zeiten der Langeweile sollte man versuchen für sich zu nutzen, es ist nicht immer einfach. Man kann etwa kleine Achtsamkeitsübungen machen oder auch ganz allgemein wieder achtsamer für die Umgebung sein. Langeweile ist nicht grundsätzlich negativ zu betrachten, Langeweile kann als Motor, als Antrieb gesehen werden, etwas Neues für sich zu entdecken, vielleicht eine Sprache lernen oder etwas Kreatives machen.
Langeweile macht krank, kriminell oder kreativ. Manchmal ist sie Ausgangspunkt einer Schöpfungsgeschichte und setzt die Menschen in Bewegung.
Als den Göttern langweilig wurde, schufen sie die Menschen, erst einen, Adam, dem langweilig war, dann wieder eine, Eva, bald langweilten sich beide, als die existenziellen Kämpfe ausgefochten waren.
Zum Zeitvertreib fährt der moderne Mensch an Ziele, an denen viele sind, wir nennen das Massentourismus. Dort kann es wohl keine Langeweile geben. Aber stimmt das? Schützt uns die Ablenkung vor der existenziellen Leere, dem horror vacui?
Oder ist es eine Erfahrung ohne Inhalt, der Objektverlust, wie ihn Kierkegaard nennt? Diesen Fragen habe ich Venedig nachgespürt, einem Ort für die Ewigkeit, einer Zeitkapsel im endlosen Rhythmus der Gezeiten. Geht es auch dort nur um die zähe und mühsame Abwicklung der schleichenden Zeit?
Ich sitze da und schaue mich um, sehe belanglose Dinge, die mir flüchtig ins Auge springen: das Rollbein eines Stuhles mit Haar und Staub, eine von zwei Edelstahlschrauben, die einen Mattglas-Aufsteller oben zusammenhalten.
Auch nach dem Haarewaschen, das den Schmutz aus meinen Haaren wäscht, aber nicht die Gedanken neu ordnet, erreichen mich die eigentlich überraschenden Dinge um mich herum nicht: die Spiegelung meines Fahrrads im Mattglas des Aufstellers, das glänzende Blatt einer verzweifelt vor sich dahinvegetierenden Topfpflanze, die alle Kraft aufbringt, neue Blätter zu entfalten.
Momentan freut mich nichts mehr so richtig, alles umgibt sich mit einem unerklärlichen Hauch von Dunkelheit. Wann scheint mal wieder die Sonne?
Mein Wohnort in der Eifel ist für Menschen, die mobil sind und gerne in der Natur unterwegs sind, gut geeignet.
Ansonsten ist hier nicht viel los.
Ich setze mich also in den Zug und sehe nach rund fünfzig Minuten die Türme des Kölner Doms. Mein Ziel ist die Kölner Philharmonie.
Es gab für mich die Möglichkeit, bei einer Probe des Symphonieorchesters dabeizusein. In der Pause konnte ich mich im Backstagebereich mit den Musikern unterhalten.
Das Konzert konnte ich dann leider nicht live miterleben. Die Bahn hat gestreikt.
Das ist langweilig – immer derselbe Hund.
Das ist langweilig – schon wieder Lucy, war erst im vorletzten Projekt »Nähe« Protagonistin.
Das ist langweilig – dieser Blick!
Und dennoch habe ich Bilder von Lucy gewählt, weil sie unserer Familie unendlich guttut.
Haltet die Langeweile einfach mal aus!
Wer kennt sie nicht, die langweiligen und scheinbar endlosen Online-Besprechungen? Die Zeit scheint nicht zu vergehen, die Konzentration lässt nach, die Augen fallen zu …
Zum Glück fordert diese Langeweile unsere Kreativität heraus.
So lassen sich auf jedem Schreibtisch unzählige Dinge finden, mit denen man sich beschäftigen kann.
Viel Spaß!
Schon zu Beginn des Projektes war mein Gedanke, dass Langeweile in der heutigen Zeit ein seltenes Gut ist. Das moderne Leben ist kompliziert geworden und verlangt von uns immer mehr Entscheidungen. Auch lassen wir uns viel zu oft von unserem Smartphone ablenken, das wir rund um die Uhr bei uns tragen.
Daraus entstand die Idee, einen Selbstversuch zu starten und Langeweile tatsächlich zu erfahren.
Dieses Projekt fiel in die gleiche Zeit, in der mein Leben besonders aufregend war. Der Umzug von Berlin nach London hielt für mich jede Menge bürokratische und logistische Hürden bereit.
Zurück in der alten leeren Wohnung war er dann doch da: der Moment der Langeweile. Aus diesem Moment entstand die Idee, die Dinge in der Wohnung zu fotografieren, die wie selbstverständlich da sind, und denen wir keine Beachtung schenken, ohne die aber das moderne, hektische Leben gar nicht möglich wäre: Türschloss, Fenstergriffe, Heizung oder das Kabel für den Internetanschluss.
Heute legt die Lokführergewerkschaft in einer Kampfaktion Deutschlands Züge still. GDL lässt die Muskeln spielen und das Volk bleibt auf der Stelle stehen. 24 Stunden Streik bedeutet eine lange Weile Warten auf den nächsten Zug! Auch in Köln fallen viele Züge aus. Passagiere stranden Hilfe suchend im Hauptbahnhof und bilden lange Schlangen vor der Reiseauskunft. Einige versuchen als Notlösung für ihre unterbrochene Fernreise, Fahrkarten für den Nahverkehr zu ergattern, um ihrem Wunschziel näherzukommen. Einzelne superlange ICEs oder Nahverkehrszüge sind dabei nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Statt des ganz normalen Zug-Wahnsinns übernehmen heute leere Bänke, leere Züge, leere Bahnsteige und leere Treppen die Regie des Kölner Großstadtbahnhofs.
Litfaßsäulen boten früher Orientierungspunkte in der Stadt. Um etwas lesen zu können, mussten sich die Menschen nahe an den Säulen stellen. Sie boten einen Treffpunkt zum Verweilen und zum Diskutieren an. Heute sitzen wir vor einem quadratischen Bildschirm, kommunizieren digital, klicken uns auf digitale Plattformen durch Millionen von Fotos.
Wenn ich heute Litfaßsäulen entdecke, dann sehen sie langweilig aus: grau, mit alten Plakatresten oder Papierfetzen.
Diese Litfaßsäulen, fotografisch in Szene gesetzt, sollen ein Plädoyer dafür sein, ihnen wieder vielleicht auch einen künstlerischen Sinn im öffentlichen Raum zu geben.
Machst du mit?
Ein konzeptionelles Fotoprojekt ist weit weniger elitär, als der Name befürchten lässt.
Ein fotografisches Gerät und eine Portion Neugier und Denkvermögen reichen völlig aus.
Den Rest liefern wir.
Tatsächlich ist solch ein Fotoprojekt, bei dem man zuerst ein Konzept und danach eine Bilderserie entwickelt, eine ausgesprochen freudvolle und bereichernde Angelegenheit. Wir führen Dich Schritt für Schritt durch den Prozess, nachdem wir Dich zuvor mit einem Thema überrascht haben.
In unseren Online-Treffen kannst Du Dich mit den anderen Teilnehmern austauschen und gemeinsam feilt Ihr an den einzelnen Ideen.
Und weil es dazu noch viel mehr zu sagen gibt, klick einfach auf den Button:
Drittelregel Terhaag, Schütze, Vigoo GbR
Brend’amourstr. 5
40545 Düsseldorf
✆ 0211 55789134
✉︎ info@drittelregel.de
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