Wer etwas findet, das niemand verloren hat, wird bestraft.
Wer nicht findet, was er sucht, ist vielleicht gerade noch davongekommen.
Wer etwas wiederfindet, verspürt Erleichterung, Freude, Nostalgie. Nicht immer geht dem Wiederfinden eine verärgerte Suche voraus. Manchmal sorgt der Zufall für die Wiederentdeckung. Und mitunter wird einem dann erst bewusst, was man vermisst hat.
Mein Vater fotografierte seit den späten 1950er-Jahren mit einer »Aka Arette IB« Kleinbildkamera. Sowohl die Kamera als auch die mit ihr aus Diafilm eingefangenen Erinnerungen an meine Kindheit sind noch in meinem Besitz.
Die Rückkehr zu den Orten mit der Arette in der Hand zeigen, dass sich sowohl die Orte als auch die Kamera gut gehalten haben.
Wegen der für die alte Arette erforderlichen höheren Belichtungstoleranz wurde ein Farbnegativfilm verwenden, die alten und neuen Fotos eingescannt und bearbeitet.
Auch wenn die Gebäude modernisiert, erweitert, umgestaltet werden:
Details sorgen dafür, dass die Ursprünge wiedergefunden werden können.
Es muss 1962 gewesen sein, als ich zu Weihnachten von meinen Eltern dieses für damalige Verhältnisse große Geschenk erhielt, ein Pferd mit Wagen. Dies war dann gut fünf Jahre mein Lieblingsspielzeug. Irgendwann landete das Gespann in einem Karton auf dem Dachboden. Ich dachte in den letzten Jahren gelegentlich daran und war der Meinung, es sei längst entsorgt.
Jetzt, nach 55 Jahren, stöberte ich im Rahmen des Fotoprojekts auf dem Dachboden. Da, ein alter schmutziger Karton: Ich öffne ihn langsam und schon nach dem ersten Aufschlag des Deckels mag ich es kaum glauben, meine Freude unfassbar. Berührt mache ich vier Fotos und schließe den Deckel wieder.
Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht. Vielleicht lasse ich alles so, wie es ist und gebe meinen Enkeln irgendwann die Möglichkeit, diesen Schatz wiederzufinden.
Ich habe meinen Kindheitswald wiedergefunden.
Die abstrakte Erinnerung an vergangene Zeiten führt zunehmend in die konkrete heutige Welt.
Aus der musikalischen Untermalung meiner Mixed-Media-Tätigkeit mit Papier, Tusche und Farben erwuchs ein Wiedergefunden-Erlebnis:
Die Musicals, die im Hintergrund liefen, wurden zum Vordergrund. An die Stelle der Mixed-Media-Arbeiten traten Fotografien aus der Musicalwelt, in der Bearbeitung neu arrangiert.
Der Dachboden unseres Hauses hat von unseren Enkelkindern den Spitznamen »Kinderparadies« erhalten. Doch nicht nur sie, auch ich finde dort spannende Dinge wieder: meine Sachen zum Fliegen binden, für die Fliegenfischerei, gut und staubfrei verpackt.
Erinnerungen kamen sofort wieder an die schöne und interessante damalige Zeit. Die Sachen waren wie frisch gekauft. Während des Auspackens kamen die Überlegungen, welches Werkzeug für welche Techniken war. Immerhin stammen die Dinge aus den 1980er-Jahren. Alles wurde damals selbst gemacht, unter professioneller Anleitung entstanden so Angelrute und auch die Fliegen.
Wir waren eine illustre Truppe damals. Schade, dass es auseinanderging.
Von den drei Jugendfreunden auf dem alten Klassenfoto bleiben die beiden Mädels über all die Jahre in Kontakt.
Der Junge findet die beiden Mädels nach 45 Jahren wieder. Seither sind alle drei viel zusammen unterwegs – im Urlaub und Alltag.
Meine Freundin und mein Freund werden ein Paar. Sie verloben sich und wollen in einigen Jahren heiraten.
Vielleicht gründen wir später mal eine Alten-WG.
Der rote Faden im Leben geht schon mal verloren und wird manchmal wieder aufgenommen.
Kommunismus und katholische Kirche sind in Italien scheinbar kein Widerspruch. Der blonde Christus wohnte schon in Venedig, als das kommunistische Büro in die Calle Nuova zog. Die Nachbarschaft hat ihn jedoch gewandelt. Er sah zu nordisch aus mit seinem blauen Gewand. Nun hat er ein eher arabisches Äußeres mit einem roten Gewand, was auch »besser« zu den Parteifarben passt.
Das älteste Mitglied der venezianischen Genossen kannte Che Guevara noch persönlich. Wenn ein Mitglied stirbt, gibt es eine kleine Trauerfeier vor der Wandkapelle. Hammer und Sichel über der Tür stehen in einem eigentümlichen Kontrast zu der Pace-Flagge an der Wand.
Nach 2 Jahren Corona-Pause ließ sich vieles wiederfinden – und erkennen, wie man es vermisst hatte.
Vorhang auf für Musik, Gesang, Fantasie und rote Nasen.
Für die Verbindung von Nostalgie und Lasertechnik der Moderne.
Elefanten flimmern als digitale Zauberei durch die Manege.
Artisten lassen mit ihren Körpern berühmte Bilder auferstehen.
Muskelmänner und TrapezkünstlerInnen zeigen der Schwerkraft Grenzen auf.
Clowns singen, spielen und erzählen nostalgische Geschichten im Konfettiregen.
Seifenblasen verzaubern die Atmosphäre im Takt der Musik und märchenhaft gesungener Geschichten.
Und wenn der letzte Vorhang fällt, nimmt ein jeder seine wiedergefundenen und neu erlebten Zirkusträume mit nach Hause.
Es war mal eine alte Gitarre, die in einer dunklen Kellerecke stand. Sie trauerte, weil sie schon lange nicht mehr gespielt hat. Sehnsüchtig erinnerte sie sich an die Zeit, als sie mit anderen Instrumenten auf der Bühne stand und die Zuhörer ausflippten. Dann kullerten dicke Tränen aus ihr.
»Ach«, dachte sie, »wenn mich vielleicht nur irgendjemand hier wieder finden würde und sich meiner schönen Klänge erfreuen würde, das würde mir schon reichen.« Die einzigen, die sich für die Gitarre interessierten, waren Spinnen und andere Krabbeltiere. So fristete sie ihr schäbiges Dasein zwischen Bangen und Hoffnung.
Eines Tages zitterten ihre Saiten vor Schreck, denn sie wurde durch plötzlich auftauchendes, grelles Licht geblendet. Bevor sie sich aber von dem Schreck erholen konnte, sagte eine sanfte Stimme: »Ich bin eine Fee und habe gehört, dass du so traurig bist. Und deswegen möchte ich dir helfen.« Sprach’s und verschwand.
Eines Tages öffnete sich die Kellertür, das Licht ging an und jemand sagte: »Oh, da steht ja eine Gitarre.« Er nahm sie, streichelte über ihren Korpus, zupfte ein paar Saiten und lächeltet: „Das ist aber eine schöne Gitarre. Er säuberte sie, zog neue Saiten auf und hatte viel Spaß mit ihr.
Fundstücke – Naturreste
Was bleibt von uns?
Was wird man von uns wiederfinden können?
Warum finden wir Dinge, die andere verloren haben?
Oder ist »verloren« nicht das richtige Wort?
Verloren Geglaubtes, Vergessenes, Ungeachtetes
verbunden mit Erinnerungen, Gefühlen oder neuer Achtsamkeit
liegt auf der Hand.
Zartes weißes Tausendschön: als Kränzchen plötzlich sichtbar
Alltägliche gesprenkelte Zerbrechlichkeit: kein selbstverständlicher Genuss
Verborgene blaue Süße: Zeig mir deine Zunge
Glattes glänzendes Metall: Suche zwecklos
Kühler glatter Klick: Spielst du mit?
Sandiger schimmernder Fund: Barg sie einen Schatz?
Auch diese zeigt 5 nach 12:Keine Zeit zu verlieren
Mehr als die perfekt sanierten und polierten Oldtimer auf einer großen Schau hat mich dieses Wrack interessiert. Es ist ein Opel Olympia, dessen Geschichte ich leider nicht kenne, vermutlich in den 1950er-Jahren gebaut. Vielleicht war es ein Scheunenfund. Ob sich jemand von der Entdeckung hohen finanziellen Gewinn versprochen hat? Die Wiederaufarbeitungsfirma, die den Wagen ausstellte, wird sich ihre Dienste gut bezahlen lassen.
Aber sollte man diese alte Schrottkiste wirklich wieder aufmöbeln, statt sie den Weg alles Irdischen gehen zu lassen? Neue Teile und neuer Lack können nicht darüber hinwegtäuschen: Das Zeitalter der Verbrennungsmotoren ist vorbei. Aber wir hängen an seinem Versprechen der individuellen, bequemen und bezahlbaren Mobilität. Es hat sich längst als Bedrohung für das Leben auf diesem Planeten erwiesen. Dennoch lieben wir solche Erinnerungen an eine Zeit, als wir glaubten, uns über CO₂-Ausstoß und Ressourcenverbrauch keine Gedanken machen zu müssen. Dazu kommt natürlich, dass wir deutlich jünger waren …
Wie oft sucht man im Laufe des Lebens nach seinen Schlüsseln? Und was findet man, neben der Möglichkeit, Schlösser zu öffnen? Jede Menge Persönlichkeit.
Sieben anonyme Porträts anhand des jeweiligen Schlüsselbunds führten zu erstaunlich aufschlussreichen Gesprächen über die individuellen Anhänger, deren Bedeutung und den Menschen dahinter.
Beim letzten Umzug fand sich in einem Karton eine Radierung mit der originalen Signatur des Malers, datiert 1942. Den Namen des Künstlers kannte ich nicht, dafür das Motiv, den Fangelturm von Malchin mit dem Storchennest. Bis 1958 hatte ich in dem Ort gelebt, das Bild aber nicht erinnert. Erst ein altes Foto dokumentierte, dass es an unserer Wohnzimmerwand hing.
Recherchen führten zum Künstler, Rudolf Conrad Erich Allwarth, Porträt- und Landschaftsmaler.
Malchin ist ein Ort, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus Trümmern so gut wie neu erfinden musste, sich nach 1989 gegen die Privatisierung der Seen in der Mecklenburgischen Schweiz stark machte und heute unter dem Vermächtnis Mehdorns leidet (kein Verkehrsknotenpunkt der Bahn mehr, der Bahnhof steht leer).
Die wiedergefundene Radierung hat nun einen neuen Platz gefunden: beim Heimatverein Malchin.
Alles verläuft in Wellen, Bewegungen lösen Gegenbewegungen aus.
Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto stärker wird der Trend, zum Analogen zurückzukehren. Schallplatten, Kompaktkassetten, Sofortbilder und natürlich alle Arten alter Kameras und Filme stehen wieder hoch im Kurs – nicht unberechtigt.
Machst du mit?
Ein konzeptionelles Fotoprojekt ist weit weniger elitär, als der Name befürchten lässt.
Ein fotografisches Gerät und eine Portion Neugier und Denkvermögen reichen völlig aus.
Den Rest liefern wir.
Tatsächlich ist solch ein Fotoprojekt, bei dem man zuerst ein Konzept und danach eine Bilderserie entwickelt, eine ausgesprochen freudvolle und bereichernde Angelegenheit. Wir führen Dich Schritt für Schritt durch den Prozess, nachdem wir Dich zuvor mit einem Thema überrascht haben.
In unseren Online-Treffen kannst Du Dich mit den anderen Teilnehmern austauschen und gemeinsam feilt Ihr an den einzelnen Ideen.
Und weil es dazu noch viel mehr zu sagen gibt, klick einfach auf den Button:
Drittelregel Terhaag, Schütze, Vigoo GbR
Brend’amourstr. 5
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