Sind fünf Meter eine lange Strecke?
Immerhin sehen, laufen, fahren, fliegen wir kilometerweit.
Was passiert auf fünf Metern?
Welche Bedeutung haben fünf Meter?
Und für wen?
Fünf Meter sind schnell abgeschritten, wenn man sich entschieden hat.
Und bis dahin ist es manchmal ein langer Weg.
Sie werden unterschiedlich wahrgenommen – je nach Beschaffenheit und Gewicht.
Als Mauer können sie auch unsichtbar im Innern eines Menschen oder in der menschlichen Gesellschaft sein. Die Diagnose eines Arztes zerrüttet das Innere eines Menschen, Hautkrankheiten lösen Selbstzweifel aus, Ausgrenzung von Diversität hinsichtlich Hautfarbe und Geschlecht – alles führt zu unsichtbaren Mauern, die den Menschen auch erdrücken können. Das Prinzip Hoffnung gibt Kraft zur Gegenwehr und zur Befreiung.
Ob es kreative fünf Meter sind, die Breite des Bildes, die Höhe der Figur oder der Abstand zwischen zwei Kunstwerken, ist nicht allein die Frage. Fünf Meter Atmosphäre, fünf Fragen an den Künstler oder fünf Farben, die sich eine Fläche des Bildes teilen. Alles ist möglich.
Die Kölner Wachsfabrik ist Heimat für Maler, Fotografen, Goldschmiede oder Bildhauer. Jeder Besucher nimmt auf seinem Weg durch das verschachtelte Gebäude seine ganz persönlichen fünf Meter Kunstgedanken mit nach Hause.
Am »Tag der offenen Ateliers« wurden die Künstler angesprochen und gebeten, fünf Meter Absperrband höchstselbst auf ihrem Kunstwerk anzubringen
Das Ergebnis waren gute Gespräche und diese Projekt-Fotos:
5 Meter Mauern, manchmal ist ein Schalter da, aber ich komme trotzdem nicht raus!
Ich fühle mich eingesperrt und suche den Schalter, um mich zu befreien.
Das Eingesperrtsein und die Möglichkeit der Befreiung, des Freierwerdens.
Oder eine Hand, die mich hält.
Dem Song »5 Meter Mauern« nachempfunden.
Ein Galileo-Thermometer überwacht die Raumtemperatur, während das Hygrometer die Luftfeuchtigkeit kontrolliert. Mit dem Manometer wird in der Zentralheizung der Wasserdruck optimal eingestellt. Nicht zu viel Spritverbrauch? Dein Tachometer weiß es. Ein Raummeter Holz hilft, wenn die Versorgung mit Öl oder Gas zusammenbrechen sollte.
Fünf Meter entsprechen einer großzügigen Grundstückszufahrt oder der Länge eines Wohnmobils. Früher einmal war das die Breite eines Hauses. Es reichte für ein Zimmer mit Hausflur oder einen kleinen Laden mit Schaufenster und Eingang. Von den schmalen Häusern meines Geburtsortes weiß ich, dass sie vor 120 Jahren viel zu eng für die kinderreichen Familien der Arbeiterschaft waren. Schon damals zog, wer es sich leisten konnte, an den Stadtrand.
In den letzten Jahrzehnten wurde manches Altstadt-Haus hübsch saniert. Die anderen übersieht man leicht: Die Häuser für Menschen, die sich mehr nicht leisten können. Deren Besitzer kein Geld investieren können, aus vielerlei Gründen. So entstehen Bauruinen mitten in der Stadt, wo der Platz sicher besser genutzt werden könnte. Auch wenn die Frontseite nur fünf Meter breit ist.
Fünf Meter Abstand, fünf Meter Höhe – mal mehr und mal weniger.
Die Lärmschutzwände an der A 40 zwischen Bochum und Essen sind allgegenwärtig.
Sie stehen im Weg, kommen sehr nah, machen Lebensräume eng und setzen den Blicken Grenzen.
Häuser ducken sich, Firmenreklame steht auf Zehenspitzen.
Sie sind hoch, doch manchmal auch nicht hoch genug.
Immer jedoch teilen sie die Welt in ein Davor und ein Dahinter.
Fünf Meter sind zwei Geschosshöhen. Erdgeschoss mit Eingang und erster Stock sollten es sein. Eigentlich ganz einfach – wenn da nicht immer wieder halbe Kellergeschosse aus der Erde ragten.
Die Büdchen »umme Ecke«. Die Bergleute spülten sich dort nach der Schicht mit einem Bierchen den Staub aus der Kehle und die Kinder kauften für ein paar Groschen ‘ne gemischte Tüte mit Klümpchen. Als Nachrichtenbörse der Nachbarschaft oder Einkaufslädchen für Bier, Tabak und Zeitschriften waren und sind sie soziale Treffpunkte, die dank treuer Stammkunden bis heute überdauert haben.
Seit 2020 zählen sie offiziell zum immateriellen Kulturerbe des Landes Nordrhein-Westfalen.
Jedes einzelne der ca. 18.000 Büdchen im Ruhrgebiet ist fünf Meter pure Ruhrgebietskultur.
Fünf Meter Leiter verleiten nicht nur zu allerlei Einsatz, sondern auch zur Interaktion mit der Umwelt. Für ein paar Momente wird der Spaß mit einem Werkzeug zur Attraktion für die Anwesenden.
Wir sind im Bergwerk in Schriesheim, 15 Meter unter der Erde. Es ist das Branigsberger Silber- und Vitriolbergwerk, die Grube heißt »Anna-Elisabeth«.
Ihre Geschichte begann im Jahr 1473.
Der Mittelstollen diente seit 1779 als Hauptförderstollen des Vitriolwerkes, im Zweiten Weltkrieg auch als Luftschutzbunker.
Weil die Höhe relativ niedrig war, stellte man oft kleine Bergleute ein. Um die sehr schwere Arbeit für die Bergleute attraktiv zu machen, hatten sie gegenüber der Bevölkerung Sonderrechte. Trotzdem war die Arbeit der Bergleute gefährlich und gesundheitsschädlich.
1985 entschieden sich Bürger aus Schriesheim, die Grube zu erhalten und für Besucher zugänglich zu machen. Es entstand der Verein Bergwerksverein Schriesheim e. V.
Das Aufeinandertreffen und Verstricken von zwei wunderschönen 5-Meter-Bändern in Gold und Rosa ist ein wundersames Ereignis. Doch wie bei allen Zufallsbegegnungen gibt es am Ende auch wieder die notwendige Trennung, die ihre Individualität bekräftigt und nur noch 5 cm zurücklässt.
In unserem Ort habe ich die Chance, viermal in einer Stunde an der Schranke zu warten.
Zuerst die Glocke, das rote Licht, fünf Meter schließen den Bahnübergang.
Ich kann meinen Gedanken nachhängen.
Dann kommt der Zug und alles ist wieder normal.
Ob die Wasserfontäne genau fünf Meter in die Höhe schießt, hängt sicherlich vom Wind und anderen Faktoren ab. Wasser, das aufgrund entsprechenden Drucks die Ruhe des Sees verlässt und zum Himmel strebt. Dennoch entsteht eine entspannte und erholsame Atmosphäre, die nur durch den starken Wind an diesem Tag gestört wurde.
Carlos Oquendo de Amat stammt aus Peru. Sein Buch wurde erstmals 1929 veröffentlicht. Das Besondere an dieser Ausgabe ist, dass das gesamte Buch auf einem fünf Meter langen Bogen gedruckt wurde. Für den Titel des Buches, »5 Meter Poesie«, wurde der letzte Vers des Gedichtes »Reclam« übernommen:
»Ich werde auf den Mond steigen und ihm fünf Meter Gedichte vorlesen.«